Montag, 8. Februar 2010

Spott tötet


Schlimmer als die schlimmste Retourkutsche - das weiß jeder aus schmerzlicher Erfahrung - ist der Spott, das verräterische Grinsen, das die Worte begleitet, und jedem laut und unübersehbar verkündet, der andere sei nicht ganz ernst zu nehmen. Auch Talkmaster, die für sich die Seriosität des Sonntagabendtermins in Anspruch nehmen, sind dagegen nicht gefeit.

Ob sie denn Steuersünder laufen lassen würden, da sie gegen die Unmoral des Datenklaus sind, fragte bewußte Dame und das spöttische Lächeln wich nicht mehr von ihren Lippen. Die Antwort ist in diesem Moment schon irrelevant, der Antwortende schon als Anwalt der Reichen und Steuerbetrüger entlarvt. Und um auch dem letzten vor Augen zu führen, mit welcher Klientel sich der Anwalt des Bankgeheimnisses und der Steuerflüchtigen abgibt, wird einer jener unseligen, mittlerweile allgegenwärtigen Filmchen eingespielt, die Argument durch Suggestion ersetzen. Pelzbehangene, Diamantberingte Damen höheren Alters, dicke Nobelkarossen fahrende Senioren und ähnliche Vertreter der "Plutokratie" dürfen sich über hohe Steuersätze mockieren. Suggestivfragen provozieren den gewünschten entlarvenden Eindruck. Seht her, wir haben es mit einer Klasse von Schmarotzern und Dieben von "Volksvermögen" zu tun, zu deren Überführung der Diebstahl durchaus legitim ist.

Dieses klassenkämpferische, moralfreie Denken einer um Einschaltquoten buhlenden Medienochlokratie, nach dem Grundsatz, der Zweck heilige die Mittel, zerstört den Rechtsstaat. Er macht den Staat, wie schon der Heilige Augustinus wußte, zu einer Bande von Räubern: "Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia?" Das Wasser muß einem Staat höher als nur bis zum Hals stehen, damit er Vertrauen und Freiheit aufs Spiel setzt. Und das um einiger Millionen willen, die im Vergleich mit den Milliarden, die ein ineffizientes Steuersystem und eine den Mittelstand erdrosselnde Wirtschaftspolitik provozieren, wahrhaft Peanuts sind.

Die Herren Henkel, Sprenger und von Bechtolsheim machten klar, daß es in der Datenklau-Affäre nicht um eine dünne Schicht von Superreichen geht - die haben ihr Geld längst in sichereren Häfen als der Schweiz -, sondern um die produktive und arbeitgebende Klasse insgesamt, vom Handwerker bis zum Unternehmenschef, die den Hauptteil unseres "Volksvermögens" erwirtschaftet, und nun kollektiv als "Volksschädlinge" an den Pranger gestellt werden. Daß von der Union nur ein alternder, langsam endgültig links verwirrter Berufsnachdenklicher wie Heiner Geissler aufgeboten wird, stimmt nachdenklich, ganz zu schweigen von der spöttischen Hatz, zu der sich eine angeblich seriöse Sonntagabend-Talkshow hergibt.

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