Freitag, 2. November 2012

Potsdamer Schul-Ideologie


Moderne Pädagogik hat wenig mit den Nöten der Kinder und Jugendlichen und sehr viel mit den verqueren Ansichten und Vorstellungen linker Schuldideologen zu tun. Wenn nur die Hälfte der in den letzten Jahrzehnten durchgedrückten Reformutopien etwas mit der Realität zu tun hätte und nicht allein um des Reformierens willen geschehen wäre, müßten wir längst paradiesische Zustände in unseren Schulen haben. Aber mit ermüdender Regelmäßigkeit lassen interessierte Kreise verlauten, die Reformen seien noch lange nicht an ihr Ende gekommen, die Schulen seien immer noch nicht so gut wie sie sein könnten, usw. usf. Man fühlt sich an jenen Indianer-Spruch erinnert: Erst wenn jeder Schüler seinen staatlich alimentierten Privatlehrer hat, werdet ihr merken, daß nicht jeder Schüler zum Einstein geboren ist, und ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, Interesse und Stillsitzenkönnen einfach unerläßlich ist.

Aber das hieße ja, horribile dictu, wieder frontale, gehorsamszentrierte, altväterliche Zustände an unseren Schulen einzuführen, wofür schon ein Herr Bueb und diverse andere, die es wagten, gegen das rote Pädagogen-Kartell aufzumucken, Prügel bezogen haben. Noch schlimmer ist der Gedanke, und hier wagen wir uns auf vermintes Gelände, die Geschlechter GETRENNT zu unterrichten. Die Argumente mögen so gut sein wie sie wollen, die Reaktion wird immer die gleiche sein: Ablenken, weghören, mit sachfremden Argumenten totschlagen.

So wieder und erst kürzlich geschehen im schönen Bundesland Brandenburg. In Potsdam bemüht sich seit langem eine christliche Fördergemeinschaft, eine christliche Schule zu errichten, in der nur Buben unterricht werden sollen. Die Gemeinschaft betreibt bereits seit über vierzig Jahren in Jülich im Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen ein Mädchengymnasium mit über 700 Schülerinnen, erfolgreich, wohlgemerkt. Ein Blick nach Großbritannien lehrt, daß sich unter den besten zwanzig Schulen nur drei finden, an denen Buben und Mädchen gemeinsam unterricht werden. Der Konkurrenzdruck ab einem gewissen Alter fällt weg, die Zurückhaltung des jeweiligen Geschlechtes in bestimmten Fächern fällt weg, was sich zum Beispiel positiv auf die Studentinnenzahlen in technisch-mathematischen Fächern auswirkt, usw. usf. Statt darauf einzugehen, unterstellen zwei gewiefte Zeit-Journalisten, es gehe der katholischen Fördergemeinschaft nur darum, die Geschlechter auf Distanz zu halten. Dabei sollte jedem klar sein, daß die Distanz spätestens am Schultor endet, und die Trennung nur ein Erziehungsmodell und kein Erziehungsziel ist.

Nun erklärt aber die Brandenburgische SPD, es dürfe in ihrem Land keine geschlechtergetrennten Schulen geben. Die Sache liegt beim Bundesverwaltungsgericht. Sollte es sich gegen das Potsdamer Modell aussprechen, hieße das, daß zwar bestehende, geschlechtergetrennte Schulen weiterbestehen dürfen, aber jede weitere Gründung ausgeschlossen ist. Ganz gleich, ob es den Kindern nützt oder nicht. Denn die andere Seite der Medaille, die reine Bubenschule, hat auch für dieses Geschlecht ihre Vorteile. Die starke Feminisierung der Pädagogik müßte sich zwangsläufig ändern. Es würde mehr Rücksicht auf die ganz anderen Erwartungen und Anforderungen der Buben genommen werden. Was sicher auch dazu führen würde, daß wieder mehr Lehrer eingestellt werden. Die Zahlen sprechen für sich: 57 Prozent eines Abiturjahrgangs sind heute Mädchen, zwei Drittel der Sitzenbleiber Buben.

Die Frage, wer den Balken und wer den Splitter im Auge hat, ist angesichts der tristen Verhältnisse in unserer Schulen, trotz oder gerade wegen jahrzehntelanger Reformen bzw. Deformen, seit langem geklärt.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Zölibat - Der Schatz im Acker

Das Standardthema der Kirchenreformer und -kritiker ist bekanntlich neben dem Frauenpriestertum der Zölibat, die Ehelosigkeit der Priester. Man kann es ihnen eigentlich nicht mehr verdenken. Ihre Kritik ist durchaus nachvollziehbar, wenn man den Hintergrund, die allgemein, selbst unter Katholiken verbreitete Sicht der Kirche mitdenkt. Sie wird nicht mehr als "Heilsanstalt", als Stiftung Christi wahrgenommen, die uns den Weg in den Himmel ebnen soll, sondern vielmehr als Sozialverein, der uns Lebenshilfe leistet, mit einer gewissen spirituellen Grundierung. Hinweise auf Sünde, auf die Unauflöslichkeit der Ehe, die der unauflöslichen Bindung Christi an seine Kirche entspricht, die grundsätzliche Distanz zu den weltlichen Dingen, weil das Jenseits viel wichtiger ist, erscheinen vor diesem Sozialvereins-Hintergrund klarerweise veraltet, mittelalterlich, ja buchstäblich aus einer anderen Welt. Warum soll ein Priester noch ehelos leben, wenn er sowieso nur eine Art spiritueller Gemeindevorsteher ist? Warum ein "Gesetz" einhalten, das sich irgendein Papst aus rein weltlichen Gründen einstens ausgedacht hat? Daß dem ganz und gar nicht so ist, legte der Pastoraltheologe Prof. Dr. Wollbold von der LMU München am Dienstagabend in der Freisinger Diözesanbibliothek ausführlich und in dankenswerter Klarheit dar. Jenes vielzitierte "Zölibatsgesetz" wäre tatsächlich ein Oktroi, wenn es nicht in der Lehre des Herrn und der Praxis der Urgemeinde wurzeln würde. Die Jünger ließen alles zurück, was nichts anderes bedeutete als den Verzicht auf das, was nach dem Verständnis der Zeit Leben lebenswert machte. Nicht anders als heute war dieser Verzicht auf Besitz und eheliches Leben "um des Himmelreiches willen" eine wahrhaft himmelschreiende Provokation, vor allem wenn man die Diesseitigkeit der römischen (und unserer) Gesellschaft bedenkt. Christus forderte seine Jünger zur konsequenten Nachfolge auf. Er fragte sie nicht im Stil heutiger pastoraler Aufrufe: Könntet ihr euch vorstellen... Der Preis, um dessentwillen die Jünger dieses Opfer auf sich nahmen, war und ist das ewige Leben, das Zeichen, daß man sich nicht im Hier und Jetzt durch Haus und Familie verewigen muß, da es etwas Größeres gibt, was über das Hier und Jetzt hinausweist. Verliert sich dieses Bewußtsein, dieser feste Glaube in einem diesseitigen Wohlfühlchristentum, das vor allem aus wohlfeiler Globalisierungskritik und ökologischen Appellen besteht, verliert auch der Zölibat seinen Urgrund. Er lebt aus dem Wunsch, Christus in allem gleich zu werden, um des Himmelreiches willen, mag auch die Zeit und die Gesellschaft ganz anders denken. Die aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften taten das, was die Zeit dachte, und wurden zwangsläufig mitgezogen. Das protestantische Pfarrhaus war ein Spiegelbild der Zeit wie es die Zeitgeistigkeiten des aktuellen deutschen Protestantismus sind. Die katholische Kirche blieb davon lange Zeit verschont, weil ihr Klerus sich ganz und gar der Nachfolge widmen konnte, am Altar, in der Spendung der Sakramente, in der Seelsorge, und so spannte sich die Kirche um den gesamten Globus, weil ihr Klerus nicht orts- und familiengebunden war. Das ließ die Kirche auch angesichts fataler Ausschläge des Zeitgeistes wie in den 1930er und 40er Jahren besser widerstehen als der gesellschaftlich angepasste Protestantismus. Der Zölibat als Instrument gegen die allzeit dräuende Verweltlichung, vor der nicht zuletzt der Papst in seiner Freiburger Rede eindringlich gewarnt hat. Wollbold nannte den Zölibat einen "Seismographen" für den Zustand der Kirche. Wenn der Glaube fest ist, wenn die Gläubigen die Sakramente nicht als Dienstleistung betrachten, sondern als himmlischen Segen, für den sie ein Opfer bringen sollen, dann sehen sie auch im Priester nicht den Dienstleister, den Vorsteher, sondern den Stellvertreter Christi am Altar. Wenn das alles stimmt, dann braucht sich die Kirche auch um den Priesternachwuchs keine Sorgen zu machen. Wenn die Verweltlichung aber überhand nimmt, darf man sich über aggressive Kritik am Zölibat selbst aus katholischen Reihen nicht wundern. Ist ja doch die Forderung, Priester sollten heiraten dürfen, angesichts unserer laisser-faire-Unkultur schon wieder antiquiert. Warum sollte er heiraten dürfen? Er sollte die Partner wechseln dürfen wie wir alle auch. Mit der Treue, zu der uns Christus aufrief, die in der Treue Christi zu seiner Kirche ihr Spiegelbild hat, hat das freilich nichts mehr zu tun, noch weniger mit dem Glauben an die Ewigkeit, mit der uns der Herr für unsere Treue und die seiner Priester belohnen wird. Wollbold wies auf die Türme des Freisinger Domes hin, die zum Himmel weisen: "Die Kirche wird den Zölibat nicht aufgeben, solange sie an den Himmel glaubt."

Montag, 14. Mai 2012

Der politische Kindergarten

Selten hat man eine so lockere, gemuetliche Runde bei Jauch sitzen gesehen wie gestern abend. Der einzige, der nicht mitspielen durfte, war der FDP-Vorsitzende. Ihm zeige die eigene Partei den Ruecken, wenn Wahlgewinner wie Kubicki sich nicht einmal vom Vorsitzenden gratulieren lassen wollen, stichelte Jauch, nachdem eines dieser unsaeglichen Einspielfilmchen Roesler "allein zuhause" gezeigt hatte. Trittin schob den "Radikalliberalen" auch noch in die rechte Ecke, zum Blockierer einer gerechten Finanzmarktordnung. Stell Dich in die Ecke, wohin Du gehoerst! Dass da Frau von der Leyen als Haetschelkind der Kanzlerin nicht auch noch in die Buesserecke wollte, kann man verstehen. Ihre kindischen Versuche, im Sandkasten zu bleiben, waren freilich Steilvorlagen fuer Gabriel und Trittin. Erst recht, von der Leyens Meinung, die "spannenden" Wahlerfolge der antichristlichen, antiliberalen, antibuerglichen Piraten wuerden vor allem den Gruenen schaden. Muss die CDU mittlerweile schon auf die Piraten hoffen, um die Opposition zurueckzustutzen? International sei ja Merkel ueberragend, national verliere ihre Partei zwar ebenso ueberragend, aber letztlich gehe es nur darum, sich moeglichst "breit aufzustellen", so Frau von der Leyen! Das ist ihre fast schon bemitleidenswert hilflose Bilanz der katastrophalen politischen Entwicklung der Union. Dass sich da Gabriel wohlig im Sessel waelzt und herablassend-rotzfreche Kommentare an Roesler austeilt, kann nun wahrhaftig nicht verwundern. Dabei haette keiner aus der schwarz-roten Sippschaft Grund, auch nur den Ansatz einer triumphalen Geste zu zeigen. Denn an der exorbitanten Ueberschuldung und der nachgerade sozialistischen Staatsquote, die den leistungstragenden Mittelstand erstickt, tragen sie alle ihr geruetteltes Mass an Schuld. Die Arroganz, mit der Gabriel im Gleichklang mit dem franzoesischen Wahlgewinner Hollande von neuen Steuern und Staatsschulden spricht, "um Wachstum zu generieren", wird nur noch von seiner im Amt erworbenen Korpulenz uebertroffen. Wie nahe muessen wir dem Staatskollaps eigentlich noch kommen, dass diese Herrschaften ihren Primitiv-Keynesianismus endlich aufgeben? Der Gipfel der selbstherrliche Arroganz war erreicht, als Gabriel den FDP-Vorsitzenden in die rechte Ecke stellte. Was immer man von den praesidialen Talenten Roeslers halten mag. Aber dass ein Mann, der schlicht und einfach an das erinnert, was die Bundesrepublik gross gemacht hat, an Disziplin, Masshalten und Sparen, zeigt ueberdeutlich, dass wir mit den linken Grossparteien - und die CDU gehoert mittlerweile definitiv auch dazu - genau dort angekommen sind, wovor Helmut Kohl zu recht gewarnt hat: Eine Staatsquote ueber 50 Prozent ist Sozialismus. Schuldenmachen gilt als Tugend. Andernfalls haette der Schuldenrekord der Frau Kraft in Nordrhein-Westfalen das Genick brechen muessen. Der eitle Sonnenschein bei Jauch war angesichts der Perspektiven nicht anderes als Zynismus. Dass Jauch trotzdem seine jungenhafte Smalltalk-Attituede nicht ablegen konnte, stimmt nachdenklich. Anne Will war schon schlimm genug.

Freitag, 30. März 2012

Die Nationalkirchlichen des 21. Jahrhunderts


Was ist katholisch? Vor dieser Antwort druecken sich gerade unsere Theologen wortreich. Sie bevorzugen das Etikett "christlich" in der Meinung, damit wuerde man die "Verengung" auf die katholische Amtskirche vermeiden und alle, die sich irgendwie der "Sache Jesu" verbunden fuehlen, in einer grossen Wohlfuehlgemeinschaft vereinen. Der Ernst der "Sache Jesu" geht darueber freilich floeten. Dem alten Luther war dieser Ernst so ernst, dass ihn die Angst vor der Verdammnis so sehr herumtrieb, dass er dafuer selbst den Bruch mit der Kirche und damit letzlich die ewige Verdammnis riskierte. Heute meint mancher seiner angeblichen Nachfolger eher dadurch verdammt zu werden, wenn er den Regenwald nicht pflegt oder die gerade aktuellen Parolen des real existierenden Feminismus und Egalitarismus nicht mit der Bibel rechtfertigt, ohne Ruecksicht darauf, ob die Bibel das auch hergibt. Die Angst vor der Verdammnis durch den Zeitgeist hat laengst die Angst vor der Verdammnis verdraengt.

Diese Angst vor der aktuellen, sehr diesseitigen Hoelle treibt auch jene um, die zur Zeit zum "Ungehorsam" gegen ihre Kirche blasen, die Kohorten des Herrn Schueller aus dem schoenen Oesterreich. Man fragt sich, welche Art von Katechismus-Unterricht dieser und seine lauten Anhaenger einst genossen haben? Schueller ist nicht mehr der Juengste, auch wenn er sehr viel juenger aussieht. Daher sollte er, als er sich dafuer entschied, Priester zu werden, noch gewusst haben, was ein katholischer Priester ist, wie er der Kirche zu dienen hat, dass er das heilige Messopfer am Altar darzubringen hat, fuer das Heil der Seelen, dass dieses Heil wichtiger ist als das doch sehr kurz bemessene Wohlergehen im Diesseits, etc., etc. Er kennt die katholische Lehre, er muss sie kennen, es sei denn, sein damaliges Priesterseminar war schon damals komplett von der aktuellen Zeitgeistangst heimgesucht.

Fuer ihn gilt aber auf einmal, machet euch nicht dieser Welt untertan, wie der Heilige Paulus seligen Angedenkens meinte, sondern macht euch nur ja nicht Rom oder noch weniger dem untertan, was da vielleicht kommen koennte, wenn uns der Herr aus dieser besten aller Welten abberuft. Frueher haben die Leute noch ein Paar Schuhe durchgelaufen, wenn es um einen Primizsegen ging. Heute wuerden das die "Ungehorsamen" als Aberglauben abtun, und bestehen laut darauf, dass jeder eine Kirche und einen Gottesdienst am Ort habe! Welche Art von Gottesdienst ist egal! Is doch eh ois aans! Daher wollen die "Ungehorsamen" auch nicht verstehen, warum der Bischof von Passau, Wilhelm Schraml, Wortgottesdienste nicht als Ersatz anerkennen will. Er kann nicht anders! Er besitzt im Unterschied zu seinen Kritikern, die ihn dafuer als herzlos beschimpfen, noch die Gabe der Unterscheidung.

Allein diese Unfaehigkeit zur Differenzierung sollte hinreichen, um die "Ungehorsamen" als haeretisch zu qualifizieren. Wer nicht mehr in der Lage ist, eine gueltige Messe von einer Andacht, einem religioes angestrichenen Ringelpiez mit Anfassen zu unterschieden, der vergisst, wenn er es nicht bewusst missachtet, das zentrale Unterscheidende des Katholischen - die heilsnotwendige Praesenz des Herren unter den Gestalten von Brot und Wein. Der Bischof von Graz, Egon Kapellari, hat es, Gott sei's gedankt, daher auch endlich gewagt, die Aufstaendischen als das zu bezeichnen, was sie sind - Abtruennige, die ihren privaten Heilslehren anhaengen.

Die These, grosse Teile der deutschen und der oesterreichischen katholischen Kirche seien auf dem direkten Wege zu einer von Rom unabhaengigen Nationalkirche, hat leider vor allem mit dieser Sehnsucht zu tun, nicht anders zu sein als die anderen. Wenn sie denn intellektuellen Tiefgang haette! Wenn sie nur im Ansatz jenen Nationalkirchlichen des 19. Jahrhunderts wie Renan oder Loisy aehneln wuerde, die mit akademischem Anspruch ihre modernistischen Tiraden ritten! Nichts davon! Heute kocht alles darauf herunter: Spiel nicht mit den katholischen Schmuddelkindern, die sich immer noch auf die Heilige Schrift, die Tradition und den alten Schmaeh berufen, um Frauen, Geschiedene und andere zu diskriminieren! Auf, lasset uns um das goldene Kalb der Tagesmeinung, der zeitgeistigen Wohlfuehlreligion tanzen!

Luthers Reformation wird heute gerne so gedeutet, als waere der Augustinermoench schon damals von dieser fatalen Tendenz zum Bruch mit Rom verleitet worden, Luther als Vordenker der heutigen Couch-potato-Christen. Nichts davon! Luther plagte nicht die Angst vor den kirchenkritischen Geisslers, Kuengs und diversen "Anchor men and women" der deutschen und oesterreichischen Fernsehanstalten. Er hatte noch Angst vor dem ewigen Gericht, davor, nicht gottgefaellig zu leben. Das Zeitgeistgefaellige der Schueller und Co. kann und wird nie die Zukunft der Kirche sein.

Dienstag, 27. März 2012

Matussek und die Mandarine


Nach langer Zeit des Schweigens ist es hoechste Zeit, einmal wieder die Stimme zu erheben. Es gibt ja eine Klasse von Zeitgenossen, die vollmundig von den einfachen Christen, den einfachen Buergern schwadroniert, von denen, die besser als die "da oben" wuessten, was recht und richtig sei. Das gilt in der Politik genauso wie in Kirchendingen. Die Funktionaere der "Kirche-von-unten"-Bewegung wie die Revoluzzer der antikatholischen, antikirchlichen oesterreichischen "Pfarrer-Initiative" folgen genauso dieser Strategie wie ein Heiner Geissler oder ein Hans Kueng.

An der vielbeschworenen Basis sei man, so wiederholen sie unentwegt, sehr viel weiter als in Rom. Was dieses ominoese "viel weiter" bedeutet, und woran es sich misst, davon schweigen sie wortreich. Wenn es aber diese Basis wagt, eine eigene Meinung zu haben, will heissen, wenn diese Basis einmal nicht ihren Verfuehrern folgt, sind diese masslos enttaeuscht ob dieser Rueckstaendigkeit. Erst kuerzlich klagte ein in die Jahre gekommener Pfarrer der Konzils-Aufbruchs-Generation in der Sueddeutschen Zeitung, die Kirche sei nach wie vor ungemein reformbeduerftig. Es sei ungeheuer viel zu tun, und man sei ja doch schon sehr weit gekommen. Aber, so der Herr Pfarrer, koenne dieser berechtigte Widerstand versacken, weil, ja weil die juengere Generation eher wieder "romhoerig" sei.

Ach ja, wir erinnern uns, im kalten Krieg teilte man die Welt in Moskauhoerige und Washingtonhoerige ein - das Reich des Boesen gegen das Reich des Lichtes. Das Reich des Lichts, der Weltweisheit und der Aufgeschlossenheit ist im Lager der Kirchenvolksbewegten, der ewigen Reformer, das Reich des Boesen...in Rom. Wer als "romhoerig" qualifiziert wird, kann nur ein Dunkelmann sein. Diese Dunkelmaenner zeichnen sich durch etwas unerhoert Skandaloeses aus: Sie glauben! Sie glauben an das, was die Kirche aller Zeiten seit allen Zeiten verkuendet! Sie haben keine Lust, sich dieser Zeit gleichfoermig zu machen, wovor schon der Heiligen Paulus warnte. Aber was ist der Apostelfuerst schon gegen einen Kueng oder Geissler, die unablaessig davor warnen, die Kirche gerate ins Ghetto, ins gesellschaftliche Abseits, wenn sie weiter an ihren verstaubten Dogmen, an ihrem Kinderglauben haengt.

Der Spiegel-Publizist Matthias Matussek musste sich diesen typisch deutschen Cheftheologen-Mandarin-Duenkel vor kurzem waehrend einer Diskussion ebenfalls gefallen lassen. "Er glaube ja viel, wisse aber sehr wenig", meinte die KNA darauf, weil er, so der Vorwurf, Rom verteidigt hatte! Das ist die klassische post-reformatorische, deutsche Arroganz - am deutschen Wesen/Wissen soll die Kirche genesen! Jene Arroganz, die den Glaeubigen nicht den Glauben vermittelt, sie nicht wirklich weiser und wissender macht, sondern ihnen mit taeglich wechselnden Modetorheiten den Kopf verdreht.

Der Kommentar von Matthias Matussek sei zur Lektuere waermstens empfohlen:

http://www.kath.net/detail.php?id=35840