Dienstag, 12. Februar 2013

Die Reform-Autisten


Eigentlich sollte nach dem Rücktritt Benedikts XVI. erst einmal Ruhe und Besinnung einkehren, wenn das schon während seines Pontifikats nicht möglich war. Aber Anstand, Ruhe, Einkehr ist nicht Sache der autistischen Dauerreformer. Benedikt XVI. konnte ihnen noch so brillant die Gründe darlegen, warum ihre Forderungen keine Grundlage in Schrift und Tradition haben, was nützt es, wenn die Damen und Herren Reformer nicht lesen wollen, sich dagegen wehren, auch nur einmal in sich zu gehen und nachzudenken. Beweis gefällig? Sofort! Die angeblichen Wünsche aus der SZ-Redaktion an den neuen, nächsten Papst, den man sich schon als neuen katholischen Obama einbildet.

Dummheit Nummer eins: Die Kirche hätte ein Frauenproblem. Wo denn, wie denn? Weil sie keine Frauenquote hat, weil Leitungsaufgaben nicht paritätisch verteilt werden? Hat die Kirche jemals behauptet, ein Papst käme sicherer in den Himmel als eine Putzfrau oder die Dame, die meint, sie müsse jeden Sonntag die Kommunion "austeilen", obwohl die Spendung des Sakraments allein geweihten Händen anvertraut sein sollte? Das ist es allein, was zählt. Diese Geifern nach Posten und Pöstchen ist ein schlagendes Zeichen, daß es den Reformern nicht um inneren Wandeln, sondern nur um die Befriedigung ihres Karrierismus geht. Heilige Schrift spricht dagegen? Ach, darüber können wir doch auf der nächsten Pfarrgemeinderatssitzung abstimmen. Herr Huber findet das Wunder von Kanaan irgendwie unglaubwürdig, und Frau Meier kann mit der Hölle nix anfangen. Kein Problem - lasset die Basis über die Wahrheit abstimmen!

Dummheit Nummer zwei: Wir wünschen uns eine moderne Familienpolitik. Der Vatikan, die katholische Kirche als neues CDU-Familienminsterium. Wie halten wir die orientierungslose Jugend bei der Stange? Promiskuität freigeben, Pornographie mit weiß-gelbem Gütesiegel, denn die Jugend, so die SZ-Hobbyreformatoren interessiere in Zeiten "zunehmender Sexualisierung" nur: wann will ich, was will ich, was will ich nicht? Daß unsere Gesellschaft nur noch um diese Fragen kreist, ist doch Teil des Problems. Und dem soll sich die Kirche anpassen, im Brei der infantilen instant satisfaction mitschwimmen?! Kein intellektuell halbwegs erwachsenes Wesen kann das ernsthaft wollen. Sollte der Laden irgendwann bis zum Hals im Mist stecken, können wir nur hoffen, daß dann noch jemand da ist, der uns daran erinnert, daß es mehr gibt als: wann will ich, was will ich?

Dummheit Nummer drei: Wir wünschen uns eine bessere Aufarbeitung der Mißbrauchsskandale. Daß Mißbrauch ein Skandal ist, zumal durch eine Vertrauensperson wie ein Geistlicher, hat Benedikt XVI. oft genug betont. Was aber noch nie passiert ist, oder nur sehr verzagt, ist ein Eingeständnis dieser unserer Gesellschaft, daß wir kläglich versagt haben und täglich versagen, wenn es um den Mißbrauch unter unseren Augen geht. Solange das nicht geschieht, ist die Anklage der Kirche nichts anderes als Heuchelei und schlechtes Gewissen. Vielleicht wird gerade deshalb der moralische Zeigefinger so hoch erhoben, und das von den intellektuellen Repräsentanten einer Gesellschaft, die den hunderttausendfachen Kindsmord für ein Recht hält.

Dummheit Nummer vier: Wir wünschen, daß Laien mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Dürfen sie! Jederzeit! Sie können sofort damit anfangen. Mission beim heidnischen Nachbarn, der immer so laut Death Metal hört! Oder wenn wieder einmal unerleuchtet gegen die Kirche gestänkert wird, können, ja sollen sie argumentativ für ihre Kirche eintreten. Was aber hören wir landauf landab? Sie leiden alle an ihrer Kirche. Warum? Die ewig gleiche Leier: Zölibat, Frauenfeindlichkeit, Sex-Kitsch...und das wird dann noch beklagt von Leuten, die ihre sexuell aktive Zeit lange hinter sich haben. Es gäbe so wahnsinnig viele Pastoralreferenten, meint die SZ-Redaktion. Die würden dem "behäbigen Koloss Kirche" ein "modernes und sympathisches Gesicht" geben. Ja freilich, der Herr Pfarrer schaut immer so griesgrämig, und der Papst auch. Da wäre mir doch die Pastoralreferentin, die immer so schön vom lieben Jesus erzählt, der zu allen nett war, tausendmal lieber. Sie soll natürlich eine "voll integrierte und akzeptierte Dienerin Gottes" sein, kein "Hilfspersonal" - aber den Herrn Pfarrer soll sie natürlich nicht ersetzen (treuherziger Augenaufschlag!). Wer da nicht hellhörig wird! (siehe Dummheit Nummer eins!)

Dummheit Nummer fünf: (ächz, es mußte ja kommen!) Wir wünschen uns, daß der neue Papst für mehr Ökumene eintritt. Weil sich die Zeiten ändern - 1981 durften Mami (protestantisch) und Papi (katholisch) nicht in katholischer Kirche heiraten - und weil die beiden christlichen "Kirchen" ohnehin gemeinsame Wege gingen - "den der schrumpfenden Bedeutung" - bräuchten wir mehr Ökumene! Ist Wahrheit eine Frage von Zeit und Zahl? Ist das Rad rund, weil man das 1222 für wahr hielt und es 2017 nur noch 15 Leute geben soll, die das für wahr halten. Ist die Ehe ein Sakrament für Katholiken? Ist sie das auch für Protestanten? Nein! Jeder Protestant kann sich ohne weiteres scheiden lassen, ein Katholik nicht. Was Gott verbunden hat, usw. usf.

Dummheit Nummer sechs: Wir wünschen uns, daß der neue Papst nicht aus einer Industrienation stammt. Schwellen- und Entwicklungsländer hätten nicht nur mehr Katholiken, sie könnten mit einem eigenen Papst, die Weltpolitik "auf Augenhöhe mitbestimmen", so die SZ-Leute. Wenn euch da mal das Mitleid mit den benachteiligten Afrikanern keinen Streich spielt! Gegen den Konservatismus manches asiatischen oder afrikanischen Kardinals sind die Warnungen Benedikts XVI. vor der suizidalen Moderne ein freundliches Säuseln.

Dummheit Nummer sieben und acht: Daß Priester heiraten dürfen sollten, ist schon so kalter Kaffee, daß man darüber kein Wort zu verlieren braucht. Und: Wir wünschen uns, daß sich der Papst deutlicher von radikalen Kräften abgrenzt. Er hat das immer getan. Daran kann kein Zweifel bestehen. Die Befreiungstheologen, die den Kommunismus mit dem Christentum verwechselten, mit konservativen Katholiken in einen Topf zu werfen, ob Opus Dei oder Piusbruderschaft, heißt Äpfel mit Birnen vergleichen. Ein Katholik ist weder rechts noch links, er ist katholisch. Wer katholisch sein automatisch mit Sozialpolitik verwechselt und vom Himmel schweigt, verrät sich selbst.

Zwei weitere Dummheiten gab's noch, sei's drum! Was lernen wir daraus? Genau das, was uns tumben, ewig selbstverliebten Deutschen, die meinen, die Welt müsse sich um uns drehen und an unserem Wesen müsse..., genau das, was uns der Papst und sein Vorgänger und sein Vorvorgänger auch schon erfolglos hat eintrichtern wollen: daß das Dauer-Reform-Gewäsch, das ewige "wir wünschen uns eine andere Kirche", noch niemandem in den Himmel geholfen hat!