Sonntag, 6. Oktober 2013

Wir feiern uns selbst!


Wenn es um die Kritik am modernen, angeblich zeitgemäßen Gottesdienst geht, wie oft ist da zu hören, Übertreibungen kämen selten vor, sie seien die Ausnahme, eigentlich hielte sich doch jeder an die Regeln. Wie weit diese Regeln aber schon gedehnt, ja überdehnt sind, konnte ich heute im Abendgottesdienst in St. Georg feststellen. Dort fand um sieben Uhr der Begrüßungsgottesdienst des neuen Pfarrers statt. Die Kirche war voll, auch der Altarraum fasste die vielen Ministranten kaum. Diese gingen zwar bei der Wandlung alle in die Knie. Als sie aber von der Kommunion zurückkamen, kniete sich keiner mehr hin. Keiner hielt eine kurze Andacht, wie das normalerweise der Fall sein sollte, wenn man gerade den Leib des Herrn empfangen hat. Vielmehr hatten sie diesen noch sichtbar in der Backe, als sie schon wieder mit ihrem Nachbarn bzw. ihrer Nachbarin im Ministrantengewand zu scherzen begannen, fröhliche Blicke austauschten. Von Andacht, Innehalten, In-Sich-Gehen keine Spur.

Der Pfarrgemeinderat, die Kirchenverwaltung, alles was in der Pfarrei mitredet, hatte sich im Altarraum an das Mikrofon gestellt und dem neuen Pfarrer die Treue gelobt, auch aktive Unterstützung, wenn es um die Seelsorge und die Weitergabe des Glaubens geht. Diese Weitergabe findet am deutlichsten, wie man aus dem Schreiben des Kardinal-Erzbischofs von München und Freising erfuhr, in der Feier der Mysterien, in der Eucharistie statt. Darin sollte sich der Mensch zurücknehmen, denn in ihr geschieht etwas, was ihn weit übersteigt. Es ist nichts was er selbst schaffen könnte, wie das Tagesevangelium überdeutlich aussagte. Und was geschah? Von Sich-Zurücknehmen, In-sich-gehen, von-der-eigenen-Wichtigkeit-Abstand-nehmen keine Spur, vielmehr setzte sich das politische Freising und das ökumenische Freising lauthals und wichtig in Szene. In einem Versammlungssaal, etwa des Pfarrheims darf sich jeder verbreiten, Ansprachen und Referate halten. Der Altarraum ist der Ort des Heiligen, der Anbetung und der Feier des Mysteriums, kein Ort für allgemeine, weltliche Ansprachen über die Bedeutung der "Kirchen" im Alltag Freisings. Und erst recht kein Ort für die Beschwörung der Ökumene von seiten einer Pastorin, deren religiöse Gemeinschaft an das, was dort nach katholischem Glauben geschieht, nicht glaubt.

Die Kritik wird von der Wirklichkeit längst in den Schatten gestellt, wenn so der Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Profanen flagrant mißachtet wird. Der Applaus zu jeder profanen Ansprache tat ein Übriges, das zu bestätigen.