Dienstag, 27. März 2012
Matussek und die Mandarine
Nach langer Zeit des Schweigens ist es hoechste Zeit, einmal wieder die Stimme zu erheben. Es gibt ja eine Klasse von Zeitgenossen, die vollmundig von den einfachen Christen, den einfachen Buergern schwadroniert, von denen, die besser als die "da oben" wuessten, was recht und richtig sei. Das gilt in der Politik genauso wie in Kirchendingen. Die Funktionaere der "Kirche-von-unten"-Bewegung wie die Revoluzzer der antikatholischen, antikirchlichen oesterreichischen "Pfarrer-Initiative" folgen genauso dieser Strategie wie ein Heiner Geissler oder ein Hans Kueng.
An der vielbeschworenen Basis sei man, so wiederholen sie unentwegt, sehr viel weiter als in Rom. Was dieses ominoese "viel weiter" bedeutet, und woran es sich misst, davon schweigen sie wortreich. Wenn es aber diese Basis wagt, eine eigene Meinung zu haben, will heissen, wenn diese Basis einmal nicht ihren Verfuehrern folgt, sind diese masslos enttaeuscht ob dieser Rueckstaendigkeit. Erst kuerzlich klagte ein in die Jahre gekommener Pfarrer der Konzils-Aufbruchs-Generation in der Sueddeutschen Zeitung, die Kirche sei nach wie vor ungemein reformbeduerftig. Es sei ungeheuer viel zu tun, und man sei ja doch schon sehr weit gekommen. Aber, so der Herr Pfarrer, koenne dieser berechtigte Widerstand versacken, weil, ja weil die juengere Generation eher wieder "romhoerig" sei.
Ach ja, wir erinnern uns, im kalten Krieg teilte man die Welt in Moskauhoerige und Washingtonhoerige ein - das Reich des Boesen gegen das Reich des Lichtes. Das Reich des Lichts, der Weltweisheit und der Aufgeschlossenheit ist im Lager der Kirchenvolksbewegten, der ewigen Reformer, das Reich des Boesen...in Rom. Wer als "romhoerig" qualifiziert wird, kann nur ein Dunkelmann sein. Diese Dunkelmaenner zeichnen sich durch etwas unerhoert Skandaloeses aus: Sie glauben! Sie glauben an das, was die Kirche aller Zeiten seit allen Zeiten verkuendet! Sie haben keine Lust, sich dieser Zeit gleichfoermig zu machen, wovor schon der Heiligen Paulus warnte. Aber was ist der Apostelfuerst schon gegen einen Kueng oder Geissler, die unablaessig davor warnen, die Kirche gerate ins Ghetto, ins gesellschaftliche Abseits, wenn sie weiter an ihren verstaubten Dogmen, an ihrem Kinderglauben haengt.
Der Spiegel-Publizist Matthias Matussek musste sich diesen typisch deutschen Cheftheologen-Mandarin-Duenkel vor kurzem waehrend einer Diskussion ebenfalls gefallen lassen. "Er glaube ja viel, wisse aber sehr wenig", meinte die KNA darauf, weil er, so der Vorwurf, Rom verteidigt hatte! Das ist die klassische post-reformatorische, deutsche Arroganz - am deutschen Wesen/Wissen soll die Kirche genesen! Jene Arroganz, die den Glaeubigen nicht den Glauben vermittelt, sie nicht wirklich weiser und wissender macht, sondern ihnen mit taeglich wechselnden Modetorheiten den Kopf verdreht.
Der Kommentar von Matthias Matussek sei zur Lektuere waermstens empfohlen:
http://www.kath.net/detail.php?id=35840
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