Freitag, 5. Februar 2010

Die Rückkehr von Tradition und Form


Vor nicht allzu langer Zeit erregte das Buch eines renommierten deutschen Schriftstellers und begnadeten Stilisten Aufsehen - "Die Häresie der Formlosigkeit" von Martin Mosebach. Seine These lautet kurz und vereinfacht, daß zwischen dem Niedergang der Liturgie und dem Niedergang des Glaubens ein nicht zu leugnender Zusammenhang bestehe. Die Formen sind nicht eitler Schnickschnack, sondern Ausdruck einer inneren Haltung. Wer vor dem Allerheiligsten nicht mehr in die Knie geht, wer den Kelch mit dem Blut Christi auswischt als sei er ein Küchenutensil legt zumindest den Verdacht nahe, daß ihm auch der Glaube an die Realpräsenz abhanden gekommen ist - "Häresie der Formlosigkeit".

Die Proteste konnten nicht ausbleiben, weil die Zielrichtung klar war. Die Gralshüter der Reform waren verstimmt, auch weil das doch eigentlich esoterische Werk des Frankfurter Autors eine Auflage nach der anderen erlebte. Der regierende Papst hat wiederholt klargemacht, daß er mit der Freigabe der alten Messe die alte, wohlbegründete Regel wieder ins Gedächtnis bringen will: Lex orandi, lex credendi - das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens. Die Liturgie ist gelebter Ausdruck des Glaubens. Daran solle sich auch die neue Messe messen lassen, und beide Formen, alt wie neu, aneinander wachsen und voneinander lernen.

Diese Absicht des Heiligen Vaters zeigt sich auch in seiner Besetzungspolitik. Man munkelt, daß nächster Präfekt der Bischofskongregation der Erzbischof von Sydney, George Kardinal Pell, werden könnte. Pell unterstützt die Absichten des Papstes - auch in Bezug auf die alte Liturgie, für deren Wiedergewinnung nach den Vorgaben von "Summorum Pontificum" er sich einsetzt. Er hat selbst schon mehrfach Pontifikalämter im alten Ritus zelebriert. Auch Bischof Fernando Guimarães von Garanhuns in Brasilien, neues Mitglied der "Signatura", des kirchlichen Verfassungsgerichtshofs, hat mehrfach ein gutes Wort für die überlieferte Liturgie eingelegt. Und nicht zuletzt ist Erzbischof Raymond Burke, ein erklärter Anhänger der alten Messe, Präfekt der Signatura. Das Gewicht, das die liturgische Tradition unter Papst Benedikt XVI. personell in der Kurie erhält, ist unübersehbar.


Clemens August Kardinal von Galen bei einer Ansprache in Münster (1946)

Dazu eine kleine, aber was die Form betrifft, nicht unwichtige Fußnote: Erzbischof Burke hat vor kurzem in einem italienischen Ort namens Artallo ein Pontifikalamt gehalten und dabei ein klerikales Kleidungsstück getragen, das man heute höchst selten bis gar nicht mehr zu Gesicht bekommt und das früher selbstverständlich zur "Garderobe" der Prälaten gehörte - die sogenannte "Cappa Magna". Sie ist nicht unerläßlich, eigentlich überflüssig - wie das Schöne an sich, das Ausdruck des Respekts und der inneren Freude ist, wenn wir zum Altare Gottes treten: "Introibo ad altare Dei qui laetificat iuventutem meam."


Erzbischof Raymond Burke in Artallo

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