Wenn in einer Kirche ein neuer Altar geweiht wird, ist das stets ein großer Festtag, schon deshalb, weil eine solche Weihe nicht alle Tage vorkommt. So auch in Röhrmoos im Landkreis Dachau, wo Weihbischof Haßlberger den neuen Volksaltar für die renovierte Pfarrkirche St. Johannes weihte. Mit der dezenten und schlichten Art werde das Besondere am neuen Altar deutlich, sagte der Weihbischof in seiner Predigt. Nicht alle Gläubigen der Pfarrei schienen diese Ansicht zu teilen, wie der Münchner Merkur in seinem Bericht einräumt: es hätte durchaus auch kritische Stimmen zu dem modernen Altar gegeben.
Die Ästhetik des neuen Volksaltars ist sicher kritikabel. Doch viel schwerer wiegt die Tatsache, daß ein Tisch mit derart dünnem Fuß für die doch unerlässliche Reliquie keinerlei Raum bieten kann - daher auch die Regeln für die Gestalt des Altars. Pius XII. schrieb in "Mediator Dei", es würde vom rechten Weg abirren, wer dem Altar die alte Form der Mensa, des Tisches, wiedergeben wollte. Und in der Konzilskonstitution über die heilige Liturgie ist zwar vom "Tisch" des Herrenleibes die Rede, womit aber keine Aussage über die Gestalt des Altars getroffen ist. Wie wir schon mehrfach in diesem Blog angemerkt haben, geht keine Konzilsbestimmung von etwas anderem aus als dem in den Kirchen damals bereits Vorhandenen, kurz gesagt, vom Hochaltar. Auch als der Volksaltar mit der Liturgiereform von 1969 aufkam, orientierte er sich in seiner Grund-Gestalt am Hochaltar. Er war also weniger Tisch als Steinquader, um der Reliquie Platz bieten zu können.
Aber zurück zur Ästhetik - und für deren moderne Verfehlung gibt es genügend Beispiele. Als in der Klosterkirche von Bronnbach (Main-Tauber-Kreis)im Mai 2003 ein neuer Altar eingeweiht wurde - obwohl ein barocker Hochaltar bereits vorhanden war - hieß es in der Pressemitteilung, der neue Zelebrationsaltar aus grünem Sandstein bilde "ein Gegengewicht zu dem prachtvoll gestalteten Barockaltar". Nur bleibt die bange Frage, was verstand der Verfasser der Mitteilung unter "Gegengewicht"? Wohl in erster Linie Kontrast zwischen Neu und Alt, mag er auch noch so schmerzhaft sein.
Ähnliches denkt man sich, wenn man den Bericht über die Altarweihe in St. Michael in Unterdrackenstein, Region Stuttgart, liest. Dort heißt es, die begeisterten Besucher wären sich darin einig gewesen, daß die St.-Michael-Kirche "nicht schöner hätte werden können". Der Gegensatz zwischen dem neugotischen Hochaltar im Hintergrund und dem modernen neuen Altar könnte nicht schneidender sein. Von Harmonie keine Spur, die doch Leitidee sein sollte, wenn man eine Kirche, den Ort der Vorahnung der himmlischen Herrlichkeit, schon "neugestalten" muß.
Die Begeisterung und ungeteilte Freude, die eine Altarweihe bedeutet, scheint aus gutem Grunde nicht mehr so "ungeteilt" zu sein, sonst müßte man sie nicht derart betonen.
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