Dienstag, 12. Januar 2010
Der richtige Umgang mit Vatikanum II
Im Vorfeld der Gespräche Roms mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. forderte ein Kreis Freiburger Theologen die Bruderschaft ultimativ auf, die Beschlüsse des zweiten vatikanischen Konzils "vollumfänglich" anzuerkennen. Abgesehen von der Frage, ob diese Theologen heute noch jeden Passus der Konzilsbeschlüsse kennen und unterschreiben würden - man denke nur an die priesterliche Ehelosigkeit - wird durch die Vokabeln "ultimativ" und "vollumfänglich" eines klar: die Konzilstexte selbst sind nicht mehr Gegenstand einer sachlichen, eingehenden Diskussion. Das Konzil ist zu einer Art "Superdogma" geworden, an dem maßgebliche Kreise die Kirchlichkeit einer Gruppierung messen wollen.
Der Papst bemüht sich dagegen, das Konzil an der Tradition zu messen, es nicht als "unhintergehbar" zu hypostasieren. In der Diskussion um alte Messe und Pius-Bruderschaft hört man ja nur allzuoft die These, man dürfe auf keinen Fall "hinter das Konzil zurück". Alle Konzile und deren Beschlüsse sind Teil der Lehrentfaltung der Kirche, die man unter dem Begriff der Tradition zusammenfasst. Es gab, so die feste Überzeugung des Heiligen Vaters, keinen Bruch der Tradition durch das Zweite Vatikanum, sondern eine Fortsetzung der Lehrentfaltung. Das meint der Papst mit seiner These von der Kontinuität.
Damit wendet er sich gleichermaßen gegen absolute Traditionalisten wie gegen fortschrittlich gesonnene Theologen und Kirchenleute. Das letzte Konzil war weder der Bruch mit allem bisher Dagewesenen, der Scheidebrief an die Lehrtradition der Kirche, noch war es der unvergleichliche Aufbruch zu ganz neuen Ufern, das neue "Pfingsten der Kirche". Man solle die Texte des Konzils im Geiste der Kirche lesen, vor dem Hintergrund aller Lehraussagen der Vergangenheit.
Nur dann werde man die unselige Kategorisierung in vorkonziliar und nachkonziliar und die daraus folgende Politisierung überwinden. Konservativ und progressiv sind politische Kategorien, in denen ein Katholik nicht denken sollte. Vielmehr kann die Kirche nur bewahrend sein, denn gemäß dem Paulus-Wort gibt sie weiter was sie empfangen hat. "Progressiv" ist sie nur dann, wenn sie das Emfangene fruchtbar macht, nicht wenn sie es verändert gemäß dem stets wandelbaren Zeitgeist.
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