Montag, 11. Januar 2010
Die alte Messe und die Zukunft der Kirche
Am 12. November 2009 hielt Professor Dr. Wollbold vom Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der LMU München auf dem Haus der katholischen Studentenverbindung "Agilolfia" auf dem Freisinger Domberg einen hochinteressanten Vortrag zum Thema "Die alte Messe und die Zukunft der Kirche". Mit der "alten Messe" ist die Messe in der sogenannten außerordentlichen Form des römischen Ritus gemeint, die Papst Benedikt XVI. im Juli 2007 wieder zugelassen hatte, obwohl sie offiziell nie verboten war. Aber der Umgang mit dieser Messform, die bis 1962 galt, lief so wie er in den Jahren nach der Liturgiereform von 1969 aussah, auf eine stillschweigende Abschaffung hinaus. Umso heftiger fielen die Reaktionen auf die Wiederzulassung durch das päpstliche Motu proprio "Summorum Pontificum" aus.
Den Verfasser dieses Blogs überraschte selbst die Emotionalität der Diskussion. Das sei ein gewaltiger Rückschritt, meinten manche. Die Liturgiereform hätte "alte Zöpfe" wie das Latein abgeschnitten, der Gottesdienst sei lebendiger, "volksnäher" geworden, zumal da sich der Geistliche nun dem Volk zuwende. Das mache etwas stutzig, so Wollbold, denn die Zelebration versus Deum war für die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanums, ebenso wie für das Messbuch Papst Pauls VI. keineswegs ausgeschlossen. Es hat sich also innerhalb der neuen Messordnung etwas ausgebildet, was entgegen der ursprünglichen Intention der Reform faktisch als Normalform, für viele als die einzig mögliche Form erscheint.
Die Grundfrage, an der sich die Reform der Liturgie messen muß, lautet schlicht: Hat die Reform das erreicht, was sie zu erreichen versprach? Nehmen die Gläubigen heute bewußter, aktiver, wissender an der heiligen Handlung teil? Die alte Messe verlangt vom Gläubigen die innerliche, betende Teilnahme. Er soll sich gleich dem Priester uneingeschränkt auf die heilige Handlung konzentrieren, und wird nicht durch Interaktion abgelenkt, zumal da die Gläubigen mit dem Priester dem Hochaltar, dem Ort des Allerheiligsten zugewendet sind.
Hauptärgernis an der alten Messe scheint für viele jedoch das Latein zu sein, obwohl in unserer globalisierten Welt niemanden stört, daß Englisch zur Welteinheitssprache geworden ist, so wie Latein eine die Weltkirche verbindende "Einheitssprache" sein könnte. Die Sakralsprache Latein schafft auch jene Distanz zum Alltag, die viele zum Beispiel an der Liturgie der Ostkirche schätzen.
Im Zentrum der Liturgie steht ein Geheimnis, das alles Verstehen übersteigt - die Gegenwart des Herrn unter den Gestalten von Brot und Wein. Die alte Messe näherte sich vom Stufengebet bis zum Kanon und den Einsetzungsworten in Worten, Gesten (Knien, Fingerhaltung) und stiller Andacht, die nur noch das Läuten der Glöckchen unterbrach, dem zentralen Geheimnis. Die Kommunion wurde auf den Knien und in den Mund empfangen, aus Verehrung und Dankbarkeit für Christus, der sich uns im Sakrament so wie auf Golgotha hingibt.
Die Absicht des Papstes mit der Freigabe der alten Messe war es nicht, die Reform zu beseitigen, wie manche unterstellen, die die Freigabe allein als Zugeständnis an die Priesterbruderschaft St. Pius X. darstellen. Es geht dem Papst darum, daß die Messformen einander bereichern, voneinander "lernen", und nicht zuletzt darum, daß die "alte" Messe von dem Ruch des Ungehörigen befreit wird, zumal da sie über Jahrhunderte das Bild der Kirche geprägt und zahllose Heilige und fromme Katholiken hervorgebracht hat.
P.S.: Prof. Wollbold hält regelmäßig im Landkreis Freising die Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus. Nähere Informationen unter: www.pro-missa-tridentina.org/heilige-messen/regelmaessige-gottesdienste.htm
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen