Donnerstag, 11. März 2010

Ecrasez l'infame!


Es sollte hinlänglich bekannt sein, die Geschichte zeigt es, dennoch wird es ebenso gern unterschlagen: der Staat, der im 19. und 20. Jahrhundert sich eine Allmacht zuschrieb, die vorher unbekannt war, kann weltanschauliche Konkurrenz nicht ertragen. Die "Lufthoheit über den Kinderbetten", von denen vor nicht eben langer Zeit die Rede war, ist ein Beispiel dafür, genauso wie das Betreuungsgeld, das nur Familien erhalten, die ihre Kinder nicht selbst erziehen. Der Staat maßt sich einen Allvertretungsanspruch an, der durch die Realität nicht gedeckt ist.

Ideologisch wird das seit jeher durch Kampagnen gegen den großen Gegner der "Aufklärung", der Emanzipation von geistiger Enge, untermauert, gegen jenen Gegner, gegen den sich die versammelte Meute der Journalisten und Bessermeinenden dieser Tage versammelt hat - gegen die katholische Kirche.

Seit Tagen und Wochen werden die Schlagzeilen schreiender, ja im Grunde unverschämter. Es herrscht eine Stimmung, die jedem, der ein gutes Wort der Verteidigung für die Kirche findet, sofort Komplizenschaft unterstellt. Als gestern bei "Maischberger" der Salzburger Bischof Laun darauf hinwies, daß es in der Schwesterkirche durchaus mehr Mißbrauchsfälle gäbe, wurde er niedergeschrien. Daß eine Gesellschaft, die sich all das zugute hält, wogegen sich die Kirche angeblich wehrt, ein Vielfaches an Opfern häuslicher und anderweitiger Gewalt aufweist, fällt stillschweigend unter den Tisch. Apropos Schweigen, das ja gerade der Kirche vorgeworfen wird - ein katholischer Bischof meinte sehr treffend: "Das Verschweigen findet seit Jahrhunderten statt, nicht nur in der Kirche. Es findet statt in den Familien, in den Gemeinden, in den Gesellschaften. Warum pickt man sich nur die Kirche heraus?"

Denn eines dürfte jedem mittlerweile klar werden: es geht der aufgehetzten, selbstgerechten Öffentlichkeit nicht um die Opfer des Mißbrauchs. Sie sind nur billige Staffage einer Empörung, der die Kirche an sich ein Dorn im Auge ist. Wer studieren will, wie sich eine feindselige Stimmung aufbaut, in der Argumente und sachliche, ausgleichende Worte ins Leere laufen, in der der Generalverdacht herrscht, ohne Ansehung der Person und der Umstände, der hat dieser Tage alle Gelegenheit dazu. Denk ich an Deutschland in der Nacht...

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