Freitag, 14. Mai 2010

ÖKT und die große Seelenmassage


Der Schriftsteller Martin Mosebach ist der lebende Beweis dafür, daß es trotz all der geifernden Papstfeinde, aufgekratzten Kirchen-von-unten-Funktionäre und ewigen Reformsalbader noch Menschen gibt, die sich ihren Sinn für das Katholische bewahrt haben. In einem Interview mit dem Magazin einer (nur nach der Auflage) großen süddeutschen Zeitung meinte er, ihm gehe der Ökumenische Kirchentag schon deswegen gegen den Strich, weil "Kirche nichts von einem Wellnessausflug haben darf".

Der bayerische Ministerpräsident, die Bundeskanzlerin und auch der ehemalige EU-Parlamentsvorsitzende Poettering waren anderer Meinung. Vom Kirchentag gehe ein Glaubenssignal aus - so der CSU-Chef auf dem Kirchentagsempfang von CSU und CDU am vergangenen Freitag. Nach Diktatur und Krieg hätten sich die deutschen Christen in "ökumenisch verfassten Parteien" zusammengefunden, weil sie eingesehen hätten, daß die Zeiten des Konfessionellen vorbei wären. Man frage einmal Adenauer, ob er sich als Chef einer "ökumenischen" Partei gesehen hätte oder nicht vielmehr einer überkonfessionellen, was einen gewaltigen Unterschied ausmacht.

Denn im Unterschied zur selbst protestantisch alles andere als gefestigten aktuellen Bundeskanzlerin war sich der katholische Adenauer und dessen protestantische Parteikollegen ihres Glaubens sicher. Der Glaube war für sie kein beliebiges Werte-Einerlei, das man in einem gemeinsamen Topf kräftig umrührt, damit dann das, was die Kanzlerin als Kernbestand des Christlichen beschrieb, herauskäme - Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.

Das Katholische bzw. Christliche wird auf einen weltlichen Gestaltungsauftrag reduziert - Mitmenschlichkeit, Nachhaltigkeit, Friede, Freude, Eierkuchen. So kann dann selbst die mittlerweile nicht mehr allzu christliche Politik der Unionsparteien das Christliche prägen, wie die Kanzlerin in gewohnter Platitüdenhaftigkeit meinte. So schön und wichtig das alles ist, verfehlt es doch das Wesen der christlichen Botschaft, die ohne das Transzendente eine Jungfrau ohne Kopf ist.

Freilich, nichts fürchtet der zeitgeistige Christ und Politiker mehr als für nicht weltlich, für fromm, also weltfern gehalten zu werden. Man müsse sich einmischen, man dürfe die Menschen nicht auf das Jenseits vertrösten, schallt es monoton auch aus den Pressestuben der Bischofspalais. Die Weltverliebheit, das Wellness-hafte, das ewige Wohlgefühlige, das wird vom Ökumenischen Kirchentag übrigbleiben, kein Glaubenssignal. Denn die Dauerfröhlichkeit, das "Sektenlächeln", von dem Mosebach spricht, hat mit dem wahren Wesen des Glaubens und der Kirche, mit dem Ernst der Entscheidung, vor der wir im Angesicht der ehrfurchtgebietenden Größe, aber auch der Barmherzigkeit Gottes stehen, nichts zu tun.

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