Dienstag, 11. März 2014

Suche nach einem Nachfolger


Die deutsche Bischofskonferenz sucht nach einem neuen Vorsitzenden, und die Ohrenflüsterer und lauten Dauer-Rufer nach einem "Reformer" bringen sich schon mal in Stellung. Auffällig sind die Halbwahrheiten, bisweilen auch offenen Verdrehungen, die bewußt den Druck erhöhen sollen, am Mittwoch einen Nachfolger zu wählen, der dem Reformflügel, den Kirchenbewegten von unten behagt. Das Hamburger Nachrichtenmagazin behauptet, den frischen Wind der Reformen von Papst Franziskus würde der deutsche Klerus nicht selten als "unangenehm steife Brise" empfinden. Der deutsche Klerus als verschanzter konservativer Block, der sich gegen das reformistische Rom wehrt!

Da seit Jahren eher die umgekehrte Lage gilt, hat, wer solche Bilder zeichnet, ganz anderes im Sinn. Das beweisen die Forderungen, die folgen: ein die Armut beschwörender Radikalreformer in Rom stünde, so das Magazin, gegen eine prachtverliebte, an rückständigen Sexualnormen hängende deutsche Kirche. Zuletzt haben die deutschen Bischöfe eher relativiert als bekräftigt, wenn es um die Unverbrüchlichkeit der Ehe oder andere heiße Eisen der katholischen Moral ging. Und der Papst hat ebenso wie die deutschen Bischöfe und in absoluter Übereinstimmung mit dem Katechismus, den Kardinal Ratzinger maßgeblich redigierte, gelehrt, daß Homosexuelle nicht diskriminiert werden dürfen. Dennoch schreiben die Hamburger, Felix Genn als Gastgeber der Frühjahrskonferenz der Bischofskonferenz würde sich in Sachen Homosexualität wie Papst Franziskus "immerhin gegen Diskriminierung" aussprechen! So als würden sich die anderen dafür aussprechen!

Der Papst hat bisher an der überlieferten Lehre zu den ewig gleichen Lieblingsthemen der deutschen Zeitgeist-Journaille kein Jota geändert, auch wenn seine nebeligen Äußerungen falsche Interpretationen geradezu herausforderten. Sie sind das Einfallstor für diese durchschaubare Strategie, ein angeblich reformistisches Rom gegen ein neuerdings konservativ-mauerndes Deutschland auszuspielen. Beides sind bewußt konstruierte Chimären.

Der scheidende Kölner Erzbischof, Kardinal Meisner, hat vollkommen recht, wenn er sagt, die Kirche brauche keinen "genialen Typen" an der Spitze, sondern einen, der "den Laden in Ordnung hält". Eben keinen, wie es aus Hamburg heißt, der den leisetreterischen, angepassten Moderator spielt, sondern eine Person mit klarem katholischen Profil. Zollitsch war das eben nicht. Er scheute klare Stellungnahmen. Nach seinen Äußerungen war man hinterher genauso klug wie vorher. Die deutsche katholische Kirche braucht wieder jemanden, der die Position der Kirche klar kommuniziert, nicht die "Positionen der Katholiken", wie es der ZdK-Vorsitzende Glück formulierte. Die individualisierte Diskussion, das ewige Dialogisieren, das Bemühen, es jedem recht zu machen, auch den Kirchenfernen in Hamburger Redaktionsstuben, fördert viel stärker die Kirchenspaltung als die angebliche Vertrauenskrise, die von den Kirchenkritikern aufgebläht wird, um auch vom Versagen der säkularen Gesellschaft abzulenken. Und erst recht nicht das "Duckmäusertum", das Joseph Ratzinger als Chef der Glaubenskongregtion und Papst gefördert hätte, wie Christian Weisner von "Wir sind Kirche" behauptet. Benedikt XVI. war es, der unermüdlich vor einer an die kurzfristigen Moden der Zeit angepassten Kirche warnte, der den Relativismus unserer Zeit scharf kritisierte. Die deutsche Kirche braucht dringend jemanden, der den "Laden ordnet", aber ganz sicher nicht so, wie man sich das in Hamburg und anderswo vorstellt!

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