Dienstag, 21. Dezember 2010

Mangelnde Demut


Was lehrt uns Weihnachten? Viele werden antworten, nun, man freut sich, man beschenkt sich, man ist beisammen und läßt sich von Liedern, die jeder Supermarkt die letzten Wochen rauf und runter gedudelt hat, nochmals und glücklicherweise für lange Zeit zum letzten Mal einlullen.

Soweit so gut oder eher schlecht. Die Geburt des Erlösers sollte uns, meine ich, vor allem eines lehren: Demut. Dieser doch etwas altertümlich klingende Begriff faßt aber alles das zusammen, was dem modernen Menschen so grundlegend abgeht. Er wähnt sich im Allbesitz seiner geistigen Kräfte. Nichts scheint im unmöglich, kein Hindernis zu hoch. Die Geschichte erfüllt sich nicht in der Wiederkunft irgendeines Wanderpredigers, der vor zweitausend Jahren Jünger um sich scharte, sondern in der Selbsterlösung des Menschen durch die moderne Technik.

Der gläubige Mensch dagegen, der seine Begrenztheit, vor allem seine Endlichkeit akzeptiert, steht staunend und andächtig vor dem Wunder der Schöpfung, die keine unbegrenzte Spielwiese menschlicher Phantasie ist. Das Kind ist ihm kein Zellhaufen, aus dem eben in diesem Fall ein Mensch, in einem anderen ein Lurch entsteht. Er steht andächtig vor dem unbegreiflichen Wunder, daß uns das Leben schenkt, und das der Welt den Erlöser in Gestalt eines Kindes schenkt.

So hilflos und schutzbedürftig ein Kind ist, so deutlich führt es uns unsere Hilflosigkeit, unsere Schwäche vor Augen. Nicht ein Haar könnten wir aus eigener Kraft schaffen. Umso lächerlicher erscheint die Anmaßung der Life-Science-Technologen und Humangenetiker, die so tun als könnten sie Leben erschaffen, nur weil sie die DNS-Sequenzen entschlüsselt haben. Sie können nur einen Blick in das Wunder der Schöpfung werfen, nichts weiter. Ein Mensch, der sich den Blick durch Selbstuberschätzung noch nicht verstellt hat, müßte in die Knie gehen, so wie die Hirten es vor zweitausend Jahren taten, die auf ihre Weise klüger waren als alle modernen Technokraten.

Sie waren klüger als jene Theologen, die die Tradition von zweitausend Jahren verwerfen, weil sie meinen, "Neues" entdeckt zu haben, und klüger als jene "mündigen" Gläubigen, die bei der Wandlung stehen bleiben, weil ihnen ein selbstverliebter Theologe erklärt hat, man müsse das nicht mehr tun. Die Hirten gingen vor dem Wunder der Inkarnation in die Knie, so wie es Millionen von Gläubigen im Laufe der Jahrhunderte vor dem Wunder der Gegenwart des Herrn im Sakrament des Altares getan haben. Weihnachten sollte uns Demut lehren, und Dankbarkeit dafür, daß der Sohn Gottes Mensch wurde, gerade weil er wußte, wie hochmütig die Menschheit sein kann.

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