Mittwoch, 6. Juli 2011

Otto von Habsburg



Nur wenige Monate später ist nun Otto von Habsburg seiner Gattin nachgefolgt. Der Tenor der Berichterstattung ist sich zumindest darin einig, daß eine große Persönlichkeit von uns gegangen ist, daß mit Erzherzog Otto von Habsburg eine Epoche zuendegeht. Wen gibt es auch sonst, der eine derart lange Zeitspanne hätte überblicken können, von der Zeit vor dem ersten Weltkrieg über die Katastrophe der Hitlerdiktatur, die drückenden Jahre des Kommunismus bis in die Gegenwart unter dem Zeichen der europäischen Einigung? Otto von Habsburg war nicht nur Zeitzeuge, er hat aktiv eingegriffen, sich gegen die kommunistische Drangsal mit Wort und Tat gewehrt, er hat selbst sein Leben eingesetzt, um Österreich vor der braunen Unterdrückung zu bewahren. Welcher unserer gegenwärtig aktiven Politiker könnte das von sich sagen? Und dennoch ist die Reaktion in politischen Kreisen auf sein Ableben relativ lau, einmal abgesehen von den üblichen Beileidsbekundungen.

Die "Süddeutsche" spricht in typischer herablassender Süffisanz von "Otto dem Letzten", und im ORF ist in unterträglicher Impertinenz stets von "Otto Habsburg" die Rede, so als ob man noch über das Grab hinaus ein Bekenntnis zu den unseligen Habsburgergesetzen ablegen müßte. Mancher scheint seinen Gleichheitsdünkel, die händereibende Genugtuung, daß auch ein Habsburger in das Bürgerliche hinabsteigen mußte, auch jetzt noch auskosten zu müssen. Dabei ist die Crux eben die, daß das dem Sohn des (vorerst) letzten Kaisers von Österreich-Ungarn weniger Kopfzerbrechen bereitet hat als seinen kleinbürgerlichen Kritikern. Seine Mutter, Kaiserin Zita, hatte ihn Pflicht-, Verantwortungsgefühl und vor allem einen festen Glauben gelehrt. Wohin ihn das Schicksal stellte, daraus wußte er das beste zu machen.

Zahllose Vorträge, viele Bücher und Aufsätze, sein Engagement im Europaparlament in einem Alter, in dem andere EU-Parlamentarier längst ihre Pension verjubeln, all das zeigt, daß Otto von Habsburg sein Leben als Pflichterfüllung im Dienste eines Höheren verstand. So und damit richtig gesehen ist Gottesgnadentum die Verpflichtung, die aus der besonderen Stellung erwächst. Otto von Habsburg lebte in dem Bewußtsein, das ihn seine Mutter und sein tieffrommer Vater, der selige Karl von Österreich-Ungarn, gelehrt haben, daß er dereinst für das, was er im Diesseits getan hat, Rechenschaft würde ablegen müssen. Ein Bewußtsein, das unseren Profipolitikern vollkommen abgeht, das ihn auch nicht mehr verständlich zu machen ist.

Sein Vorbild ist eine Mahnung, die man am besten durch Herunterspielen, durch Verweis auf einen angeblichen inexistenten "Habsburg-Mythos" und "Sissi-Sentimentalitäten" zu zerstreuen versucht. Otto von Habsburgs Leben und Leistung sind ein Vorbild für alle jene, denen unsere Gesellschaft am Herzen liegt, eine Gesellschaft, die immer mehr den Technokraten, Bürokraten und Ideologen zu erliegen droht. Wir verneigen uns in Dankbarkeit, Ehrfurcht und Respekt vor einem großen Menschen, Politiker und Christen.

Der Herr lasse ihn ruhen in Frieden, und das ewige Licht leuchte ihm!

3 Kommentare:

  1. Sehr schön gesagt, vielen Dank! Das gilt übrigens für die meisten Artikel hier. Vielleicht können wir uns mal auf eine Halbe treffen, ich bin nämlich gleich in der Nachbarschaft von Freising? Oder nach Wien zur Beisetzung fliegen?
    Gruß Archangelus

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  2. Vielen Dank! Würde mich gerne mal treffen. Wie wären Sie denn zu erreichen? Grüße!

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  3. erreichbar unter:
    Archangeluss@web.de

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